Ness - schon immer ein Zentrum und Tor zur Welt

Trotz seiner wechsel­vol­len Geschichte ist das Nikolai-Quartier immer eines gewesen: ein Zentrum. Im 13. Jahrhun­dert mit dem wichtigs­ten Markt der Stadt, auf dem die Bierbrauer ihren Bedarf an Hopfen deckten, war es über viele Jahrhun­derte das zentrale Wirtschafts­zen­trum der Stadt. Standort der Hambur­ger Börse, der Hambur­ger Bank, dem Nieder­ge­richt und dem Rathaus. Fünfzig Kaufleute waren es, die an das Viertel glaubten und seine Entwick­lung mit Inves­ti­tio­nen rasch voran­brach­ten.

Das „vorsprin­gende Landstück“, Neß, wurde bereits 1266 als Straße erwähnt. Bevor die Commerz­bank diese Lage im Herzen des Nikolai-Quartiers entdeckte und hier 1874 ihr erstes eigenes Geschäfts­haus bezog, befand sich an gleicher Stelle ab 1619 der Kaiser­hof. Ein großbür­ger­li­ches Palais mit pracht­vol­ler Sandstein­fas­sade und zahlrei­chen Stein­metz­ar­bei­ten, in dem man zunächst nur „hohe Gäste“ einquar­tierte und das bis ins 19. Jahrhun­dert hinein als Hotel diente.

Der große Brand 1842, der 2. Weltkrieg und die große Flut 1962 waren eine harte Zäsuren für Hamburg und immer wieder Zeiten des Neube­ginns - auch im Nikolai-Quartier, auch am Neß. Einwoh­ner­wachs­tum und Indus­tria­li­sie­rung sorgten im begin­nen­den 19. Jahrhun­dert für eine Verän­de­rung der Wirtschafts­struk­tur, einen erhöhten Finan­zie­rungs­be­darf – und in der Folge für die Gründung zahlrei­cher Banken.

So auch der Commerz- und Disconto Bank 1870. Das erste Hambur­ger Geschäfts­haus, ein damals über eine Millio­nen Mark teurer Neubau, wurde von dem Rathaus-Baumeis­ter Martin Haller entwor­fen und 1874 einge­weiht. Die Geschäfte florier­ten und das Gebäude erfuhr in den folgen­den Jahrzehn­ten diverse Erwei­te­run­gen und Umbauten – bis es, im Krieg stark beschä­digt, wieder aufge­baut und nach der großen Flut mit einem Neubau erwei­tert wurde.

Für die Commerz­bank wurde Hamburg und der Standort am Neß das Tor zur Welt und Ausgangs­punkt einer Entwick­lung von einer typischen hansea­ti­schen Privat­bank zu einem inter­na­tio­nal engagier­ten Unter­neh­men. Heute, wieder eine Zäsur und ein Neube­ginn am histo­ri­schen Standort. Wo sich einst Tresore und Schal­ter­hal­len befanden, beginnt jetzt eine neue Ära – mit dem NIKOLAI, einem Gebäu­de­kon­zept, das Working, Living, Dining und Shopping harmo­nisch mitein­an­der verbin­det.

Bankge­bäude nach der Erwei­te­rung um 1900. Zeich­nung von Josef Berg. Ansicht von der Zollen­brü­cke.

1186 bis 1189

Adolf III. von Schau­en­burg übernimmt die Neue Burg und gründet eine Hafen- und Kaufmanns­stadt mit eigenem Markt.

1266

Neß wird als Straße erstmals erwähnt.

1300 bis 1907

Der Hopfen­markt ist Haupt­platz der mittel­al­ter­li­chen Neustadt (heute Altstadt). Hier decken Bierbrauer ihren Hopfen­be­darf. Später wird er zum Großmarkt für Gemüse mit bis zu 900 Ständen.

1558

Die Börse wird gegrün­det.

1619

Am Neß beher­bergt der „Kaiser­hof“ hohe Gäste.

1665

Gründung der »Commerz-Deputa­tion« als Ursprung der heutigen Handels­kam­mer.

1842

Großer Brand, der weite Teile der Altstadt zerstörte.

1870

Gründung der Commerz- und Disconto Bank am Neß.

1874

Neubau der Commerz­bank am Neß nach Entwür­fen von Martin Haller wird einge­weiht.

Altes Rathaus (links), Alte Bank (Mitte), Kaiser­hof (rechts), um 1840
Die alte Börse, Stahl­stich, um 1840er Jahre